Ingolstadt Triathlon 29.05.2022

Generalprobe für Roth – Voll verhagelt

Am Wochenende war es so weit. 5 Wochen vor Roth habe ich mir als ersten richtigen Triathlon dieses Jahr den Audi Triathlon Ingolstadt ausgesucht. Hier gibt es eine Mitteldistanz, er wird von vielen Leuten sehr gelobt und der zeitliche Abstand zu Roth ist ideal. Also habe ich mir letztes Jahr einen der begehrten Plätze gesichert.

Die letzte Woche habe ich dann auch ruhig angehen lassen, ich wollte ja an dem Wochenende alles aus mir rausquetschen damit ich ungefähr einschätzen kann, wie ich meine Leistung für die doppelte Distanz einteilen muss. So wenig Sport habe ich schon lange nicht mehr gemacht, also bin ich top erholt am Sonntag früh um 4:30 Uhr aufgestanden, um bei 4° Außentemperatur nach Ingolstadt zu fahren. Der Wetterbericht war schon die ganze Woche in bisschen unsicher, aber schlussendlich sah es am Sonntag ganz gut aus – nicht besonders warm, aber auch kaum regen.

Die Fahrt läuft um die Uhrzeit völlig problemlos – ich habe nur mein Ladekabel für meine Uhr irgendwie im Auto verräumt – irgendwie blöd, aber lösbar. 

In Ingolstadt angekommen hatte es immerhin schon 8 Grad und die Sonne sorgt schon für Vorfreude auf den heutigen Tag. Beim Ausräumen des Materials ist auch das Ladekabel wieder aufgetaucht, also lade ich die Uhr noch etwas auf damit ich auch sicher das laufen tracken und pacen kann. Jetzt kann eigentlich nix mehr schieflaufen! Beim Einrichten der Wechselzone herrscht beste Stimmung und schönstes Wetter, ich mache mir sogar schon Sorgen um einen Sonnenbrand. Das zusätzliche Trikot gegen Kälte und die Armlinge lege ich zwar in meine Wechselbox, aber glaube eigentlich, dass ich sie nicht benötigen werde. Nochmals kurz den Wetterbericht gecheckt, alles steht auf Sonne mit Wolken bei 14°, Gewitter soll es erst am Nachmittag geben. Durchaus Bedingungen bei denen man im kurzen Rennanzug Sport machen kann.

Um 08:00 ging es dann mit der ersten Startgruppe los, mein Start war um 08:20 geplant. Wie üblich gab es bei den Bojen etwas Prügelei, aber ansonsten war das Schwimmen über 1,9km gut und war nach (für mich gute) 35 Minuten beendet. Voller Elan über die gute Schwimmzeit spurte ich in die Wechselzone zu meinem Renner, entledige mich meines Neoprenanzugs, setzte dann noch schnell Helm auf, Startnummer umschnallen und los geht’s- alle Handgriffe sitzen. An meine Zusatz Trikot und die Armlinge denke ich gar nicht mehr – wozu auch, es ist zwar bewölkt, aber trocken. Ich bin voll im Renntunnel ….

Die ersten zwei Kilometer herrscht Überholverbot und ich hänge relativ schnell hinter ein paar sehr langsamen Radlern und frage mich ob die beim Rennen mitmachen oder nur zum Bäcker fahren … im nassen Rennanzug bei dem gemütlichen Tempo wird es mir langsam frisch. Ich bin froh als die 2km rum sind und kann endlich richtig Gas geben. Die Runde startet mit der Durchfahrt durch Ingolstadt und macht Spaß, die schnelle Kurven mache richtig viel Laune und mit einem guten 40er Schnitt geht es raus aus Ingolstadt aufs Land. Die Strecke führt auf einer Hügelkette entlang, hat aber recht wenig Höhenmeter. Ich überhole jede Menge Athleten und freu mich, dass es so gut läuft.

Nach etwa 15 Minuten hat es angefangen zu regnen, und Minute für Minute wird der Regen stärker. Die Temperatur fällt auf ca. 5°C und der Wind wird immer stärker. Ein Blick an den Himmel verspricht keine Besserung, es hängen überall tiefschwarze Wolken. So langsam wird es richtig kalt. Ich versuche das Tempo hochzuhalten damit ich noch genügend Wärme produziere, allerdings ist der Fahrtwind dadurch auch groß und der Regen ist jetzt richtig stark und prasselt hart ein mich ein, teilweise graupelt es sogar. Irgendwann wollte ich meine Trinkflasche mit meiner Rennverpflegung greifen, da habe ich gemerkt wie kalt meine Hände schon sind, ich habe es kaum geschafft die Flasche zusammenzudrücken und ewig gebraucht bis ich sie wieder in die Halterung im Rahmen zur gebracht habe. 

Wenig später dachte ich, dass die Schaltung nicht mehr ordentlich funktioniert, musste aber feststellen, dass ich einfach nur Schwierigkeiten hatte die Taster zu drücken (was bei einer elektronischen Schaltung nicht besonders viel Kraftaufwand kostet…), die Finger sind immer steifer geworden. 

Durch den starken Regen ist jetzt sehr viel Wasser auf der Straße und die Fahrt wird langsam schwierig, vor lauter Wasser sieht man kaum mehr etwas und ich friere jetzt richtig stark. Ich hoffe, dass die Durchfahrt durch Ingolstadt etwas Besserung bringt, da es ja zumindest in der Stadt weniger Wind haben sollte. Was mir dabei auffällt ist, dass plötzlich jede Menge Athleten am Straßenrand stehen und in Rettungsdecken eingehüllt sind. Einige liegen auch am Boden, weil sie gestürzt sind. Ich frage mich langsam, ob ich irgendwo eine Jacke herbekommen kann, sehe aber keine wirkliche Option am Streckenrand. Wirklich wärmer ist es in der Stadt auch nicht und es schüttet immer noch wie aus Kübeln. Langsam habe ich Zweifel, ob ich noch eine weitere Runde schaffe, ich merke, wie ich langsam immer steifer werde und es kaum mehr schaffe die Bremsen zu betätigen. Und irgendwie sehe ich immer schlechter, zum einen durch das viele Wasser und zum anderen, weil ich so zittern muss – die Kontrolle meines Fahrrads ist nur noch schwer möglich. Ich habe noch nie im meinem Leben so gefroren wie in diesem Moment.

Und dann nach 48km bin ich einfach an den Straßenrand gefahren, ich wollte einfach nicht mehr aus Ingolstadt rausfahren, dort standen schon zwei Athleten und Feuerwehrleute. Ich konnte mich nicht mehr artikulieren, es war aber wohl schnell klar was mein Problem ist… Ich habe wohl so einen furchtbaren Eindruck gemacht, dass er mir sogar seine Jacke geliehen hat. Meine Unterkühlung war wohl doch schon recht weit fortgeschritten.

Die Feuerwehrleute hatte überall in der Nachbarschaft um Hilfe gebeten und Decken organisiert. Dadurch dass so viele Athleten gleichzeitig ausgestiegen sind, herrschte überall das blanke Chaos. Wir durften uns dann in einem Haus uns aufwärmen, die Familie hat uns mit Decken, Wärmflaschen, warmen Wasser, Keksen, Klamotten und Suppe versorgt. Nach über einer Stunde habe ich dann auch langsam wieder aufgehört zu zittern. Anfangs war ich kaum in der lange mein Wasserglas zu halten, ohne sie Hälfte zu verschütten.

Auch wenn es die einzig richtige Entscheidung war aufzuhören, ärgere ich mich total- nach 10 Jahren Triathlon mein erstes DNF (Did not finish), außerdem fehlt mir jetzt die geplante Generalprobe. Jammern hilft aber nix – so wie mir ging es noch ca. 500 anderen Athleten, fast die Hälfte der Starter sind ausgestiegen. Und wenn ich mir die Berichte der Athleten so anschaue, dann habe ich noch recht lange ausgehalten.

Alles in allem denke ich aber, dass ich gut vorbereitet bin und die Zeit wäre sicher gut geworden. Jetzt sind es noch 5 Wochen bis Roth und ich fokussiere mich jetzt nochmals auf das Training in den letzten 3-4 Wochen.