Die Kür!
Da sich mein Kumpel für seiner Erste Mitteldistanz in Berlin angemeldet habe, habe ich mich relativ kurzfristig entschlossen auch dort zu starten. Zum einen wollten wir schon länger einen Triathlon zusammen machen und zum anderen war es eine schöne Gelegenheit meinen alten Schulfreund endlich mal wieder zu sehen. Da er aktuell in Schweden wohnt ist die Entfernung doch recht groß. Also fahre ich am Samstag früh nach Berlin, bzw. Erkner. Das Dorf Gosen Neu-Zittau hatte ein paar Tage vorher eine einstweilige Verfügung eingereicht, weil die Radstrecke kurzzeitig ihr Dorf abgeriegelt hat – böse Erinnerungen an Dresden letztes Jahr werden wach. Glücklicherweise hat das Landesgericht Frankfurt (Oder) die Verfügung abgelehnt und alle 3000 Athleten über die unterschiedlichen Distanzen können sich auf ein schönes Triathlon Wochenende freuen. Der Wetterbericht hat Temperaturen von über 30°C angekündigt – für Mitte September
gar nicht mal so schlecht, aber unerwartet. Bei der Registrierung treffe ich auch noch den Kumpel meines Kumpels, wir ratschen ein bisschen und gehen zur Wettkampfbesprechung, dort treffe ich auch gleich schon die erste Power&Pacer – es ist schön überall bekannte Gesichter zu treffen. Alle Anzeichen deuten auf ein gelungenes Wochenende hin. Wir haben viel Spaß, gehen noch was Essen, packen unsere Beutel, checken die Räder ein und gehen nochmals was Essen, dieses Mal mit einem ehemaligen Kollegen von mir – auch ihn habe ich schon lange nicht mehr getroffen. Es wird ein schöner Abend incl. Carboloading.
Die Nacht ist durchwachsen und ich schlafe nur mäßig gut – zum Glück ist die Nacht nicht besonders lange. Wir treffen uns um 5 Uhr zum Frühstück-ich versuche mein Müsli reinzuzwängen. Anschließend machen wir uns mit unseren 7 Sachen auf zur Wechselzone- es ist noch ganz schön frisch draußen-kaum zu glauben, dass es heute wieder richtig warm werden soll!?
Alles ist perfekt organisiert, die letzten Handgriffe am Rad sind schnell erledigt und wir ziehen schnell unsere Neos an damit es endlich mal warm wird. Relativ spät geht es mit dem Rolling Start los, wir versuchen uns unserer Schwimmzeit entsprechend einzureihen – was bei dem Getümmel gar nicht so einfach ist. Um 8:19 geht dann auch für mich das Rennen los. Die Schwimmstrecke ist einfach zu schwimmen, einmal raus, umdrehen und wieder rein. Durch den Rolling Start entfällt mal wieder das geprügelt zu Beginn, jetzt bin ich definitiv ein Fan von diesem Start Format! Auf dem Rückweg wird die Orientierung etwas schwierig da wir genau gegen die tiefstehende Sonne schwimmen – ich finde aber ohne Umwege in die Wechselzone, meine Schwimmzeit für die 1,9km ist so lala aber mein Trainingspensum in den letzten Wochen war auch nicht wirklich hoch. Dieses Mal sind meine Beutel in der Wechselzone noch da, ich ziehe meinen Neo aus und setzte meinen Radhelm auf, dann geht es zum Fahrrad und dann ab auf die Radstrecke. Aus Erkner raus gibt es noch ein paar kurven, die Strecke ist aber sehr schnell und flach. Ich überhole einige schnellere schwimmen-wie so oft – und komme gut ins Rennen rein. Mit ca. 40km/h geht es
ganz gut dahin, bei den viele. Überholmanövern versuche ich alle Regeln einzuhalten, die Schiedsrichter tauchen immer wieder auf. Nach ca. 26 Kilometer wird dann die Strecke sehr eng, einige Abschnitte sind mit Gegenverkehr und nur auf einer Straßenseite befahrbar- das ist bei über 1000 Startern wirklich sehr gefährlich. So kommt es leider auch zu einem schweren Sturz eines Athleten der sehr lange behandelt werden musste, durch die 2 Runden im hinteren Teil der Strecke bin noch dreimal dran vorbeigefahren- ich hoffe ihm geht es soweit wieder besser. Leider schaffen es nicht alle Athleten ihre Rennpferde auf den engen Stücken etwas in Zaum zu halten – ich versuche mich aber aus den gefährlichen Situationen rauszuhalten, was mir auch ganz gut gelingt. Ein ganzes Stück hatte ich auch die Möglichkeit in einer kleinen Gruppe zu fahren, bei diesen Geschwindigkeiten ist das auch bei einem Abstand von 12m noch ein spürbarer Vorteil, ich versuche immer dran zu bleiben auch wenn es manchmal weh tut – möchte aber die Gruppe nicht verlassen. Das gelingt mit sehr gut, und ich freue mich über den guten Verlauf. Auf dem letzten Stück nach Erkner rein wird der Verkehr wieder deutlich geringer – ich habe mich wohl ganz gut durch das Feld gearbeitet. Meine power lässt jetzt aber schon auch ganz schön nach – ist aber nicht mehr lange bis zur Wechselzone. Nach 2:20 habe ich die 90kilometer hinter mich gebracht. Das war mein bester Schnitt über 90 Kilometer bisher, es waren aber auch nur 70 Höhenmeter auf der Strecke, wäre sie nicht so eng gewesen wäre sicher noch mehr drin gewesen. Der Wechsel zum Laufen geht flott und problemlos von statten und ich mache mich bei Temperaturen von über 30 Grad auf den Halbmarathon.
Ich peile eine Pace von 4:30 an, merke aber recht schnell, dass das heute nicht meine Wohlfühl-Pace ist. Durch den ambitionierten Radsplit sind meine Oberschenkel schon ganz schön durch und krampfen die ersten Kilometer etwas, ich bleibe aber einfach dran, die Krämpfe gehen normalerweise irgendwann weg – so auch heute. Es gibt viele Verpflegungsstationen und die Einwohner von Erkner haben sogar noch auf eigene Faust Erfrischungs-Stationen aufgebaut – jede Menge Rasensprenger säumen die Strecke, ich bin wirklich angenehm überrascht- nach dem Hick-Hack im Vorfeld hätte ich so eine Unterstützung nicht erwartet. Große Klasse! Und ein riesen Dankeschön an die Bewohner von Erkner!
Es gibt sogar Eiswürfel an manchen Stationen, das hilft beim Erfrischen, wenn man sie einfach in den Anzug schüttet. keine gute Idee ist es aber die Eiswürfel hinten in den Anzug zu schütten – die haben sich dann zwischen meinen Pobacken aufgereiht und haben eine gefühlte Ewigkeit zum Schmelzen gebraucht – nicht sehr angenehm…
Auf der Laufstrecke sind 4 Runden zu absolvieren und irgendwann wir es auch hier wieder richtig voll, manchmal wird es schwer an den Verpflegungsstationen an Wasser zu kommen. Meine Verdauung funktioniert dieses Mal gut und ich muss keine Stops einlegen. Nach 4:42h laufe ich dann im Stadion ins Ziel ein – es ist höllisch heiß ich bin aber sehr zufrieden. Den Halbmarathon wäre ich gerne schneller gelaufen aber was soll’s – ich habe mit einem tollen Wettkampf auf Platz 24 (von 164) in meiner Altersklasse und 161. (von 1394) Startern meine Triathlonsaison 2023 beendet. Meine beiden Kumpels sind ebenfalls super durchgekommen und wir genießen noch den restlichen Tag.









